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AutorenbildJoerg Nicht

Der Algorithmus, bei dem man mit muss?


Vor ein paar Tagen wurde das Foto eines Freundes nicht in meinem Instagram-Stream angezeigt. Das hatte ich bemerkt, weil der Freund das Foto auch auf Facebook gepostet hatte, wo ich es sehen konnte. Davon berichtete ich in meinem letzten Blog und bekam darauf viel Feedback – nicht nur online, sondern auch in persönlichen Gesprächen auf einem Photowalk, den das Kunstgewerbemuseum Berlin gemeinsam mit mobilephotography.de veranstaltet hat.

Die meisten meinten, ihnen sei noch gar nicht aufgefallen, dass ihnen bestimmte Einträge nicht angezeigt werden. Ich muss zugeben, bei mir ist es auch nur ein Fall, den ich nachweisen kann. Aber genau das beschreibt die Grunderfahrung mit solchen sozialen Netzwerken: Wir bekommen Änderungen nur zufällig oder gar nicht mit. Der Algorithmus, so brachte es Moritz auf den Punkt, ist eine Black Box, deren Funktionsweise wir nur indirekt erschließen können. Vielleicht ist gerade dies für viele von uns interessant: Wir wollen wissen, wie der Algorithmus funktioniert. Wir finden es nur nicht bis ins letzte Detail heraus, weil wir immer langsamer sind als die Programmierer.

Die Beobachtung, einer Black Box gegenüberzustehen, betrifft auch unsere Rolle als Instagram-Nutzer. Davids Eindruck ist, dass wir den Änderungen ausgeliefert sind und uns nicht gegen die neue Sortierung entscheiden können. Doch was folgt daraus? Bleibt uns nur die Möglichkeit, Instagram den Rücken zu kehren? David verknüpfte seine Überlegungen noch mit einer weiteren Beobachtung: Instagram gibt sich insgesamt sehr verschlossen, denn wer eine Frage hat oder ein Problem (z. B. bei der Anmeldung), findet vielleicht ein paar Hilfeseiten, aber keine direkten Ansprechpartner.

Diejenigen, mit denen ich gesprochen habe, schienen entweder ratlos oder frustriert zu sein, weil die verlässliche Konstante der Software, die chronologische Sortierung aller Beiträge der abonnierten Nutzer, verschwinden soll. Die Kontrolle über das, was man sieht, wird uns so genommen. Vielleicht würden viele von uns das eher akzeptieren, wenn wir nicht zugleich aufgefordert wären, Instagram selbst immer wieder mit Inhalten – also mit Fotos und Videos – zu befüllen. Denn Instagram fordert uns dazu auf, mitzumachen und Inhalt zu produzieren, verändert aber den dafür vorgesehenen Rahmen nach eigenen Vorstellungen.

Bisher sind es nur Einzelfälle, bei denen Fotos nicht aufgetaucht sind. Wer hat Ähnliches beobachtet? Was denkt Ihr darüber? Schreibt mir von Euren Erfahrungen.

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