In Bahnhofshallen stehen Spielzeugeisenbahnen und mitunter Karussells (Leipzig). Beim meditativen Betrachten der kreisenden Miniaturbahnen oder des etwas größeren Karussells kann man zu neuen Einsichten über sich selbst gelangen: Dass man gar nicht verreisen möchte oder gern ein Karussell wäre, um nur um sich kreisen zu können. Der Besuch ferner Orte könnte zu sehr irritieren. Bahnhöfe, die früher dem Fortschritt und der Mobilität huldigten, sind, wenn man so will, heute Orte tiefer Selbsterkenntnis.
Was habe ich in der Chicagoer Union Station gelernt? An der Wand hängen Tafeln, die von großen Fernverbindungen erzählen, die Chicago einst mit dem ganzen Land verbanden. Davon ist wenig übrig geblieben. Fast alle Reisenden sind Pendler, die sich nicht in der Bahnhofshalle aufhalten. So sitzen auf den einzelnen Bänken nur hier und da Leute. Fahrkartenschalter braucht es kaum noch. Da verwundert es fast, dass der Bahnhof noch nicht zu einem Einkaufszentrum umgebaut wurde.