Auf Fototour in der Olympiastadt München: Architektur, Kultur und Innovation – und ein ganz besonderes Jubiläum.
München feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum: Vor 50 Jahren fanden in der Stadt die Olympischen Sommerspiele statt. Das Jahr 1972 ist in vielerlei Hinsicht bedeutsam, denn anlässlich der Olympischen Spiele wurden nicht nur Sportstätten gebaut, sondern auch zahlreiche Infrastrukturprojekte vorangetrieben, zum Beispiel der Bau der U-Bahn. Überschattet wurden die Spiele vom Anschlag auf das israelische Team. Anlässlich des Olympia-Jubiläums besuche ich München. Der ICE braucht von Berlin vier Stunden zum Münchener Hauptbahnhof. Ich habe vier Tage Zeit, um die Stadt zu erkunden. Meine Fotoreportage zeigt München als Kulturmetropole – jenseits der Biergartenromantik.
Unterwegs auf dem Olympia-Gelände
Ganz oben auf meiner Liste für diesen München-Besuch steht das Olympiagelände. Dort sind die zentralen Sportstätten der damaligen Spiele zu finden. Das Zeltdach, das sich vom Olympiastadion in einem weiten Bogen bis zur Schwimmhalle spannt, war 1972 eine echte Innovation. Zum ersten Mal wurde Plexiglas zur Konstruktion eines Daches genutzt. Das Dach hat auch jetzt, 50 Jahre später, nichts an Faszination eingebüßt. Die Zeltkonstruktion scheint über dem hügeligen Gelände zu schweben und soll die Alpenlandschaft, die in Sichtweite ist, symbolisieren. Die luftige Konstruktion steht außerdem in deutlichem Kontrast zu dem monumentalen Stadion, das die Nationalsozialisten für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin errichten ließen.
Um einen besonderen Blick auf das Stadion zu gewinnen, mache ich eine sogenannte Zeltdach-Tour. Los geht es an einem Dachpfeiler über eine Leiter. Zuvor bekomme ich eine Sicherung angelegt: An einem Stahlseil bin ich praktisch immer an der Dachkonstruktion gesichert. Es ist auch nicht so, dass ich über das gesamte Dach klettern könnte. Ganz ordentlich sind Stege und Geländer verlegt worden. Mein Vertrauen in die Ingenieure ist groß, Höhenangst habe ich keine.
Von oben habe ich eine tolle Aussicht – nicht nur auf die Dachkonstruktion selbst, sondern auch auf das Stadion und das Gelände. Mich fesseln die Perspektiven auf die Sitzreihen, die mithilfe eines Teleobjektives zu abstrakten Mustern werden. Auf der Tartan-Bahn läuft ein Bauarbeiter. Ansonsten ist das Stadion leer.
Zum Ausgangspunkt zurück geht es auf dem Luftweg. Ich werde mithilfe einer Rolle und eines Gurtes an einem Seil befestigt, das über dem Stadion gespannt ist. Kenner nennen es „Flying Fox“. Leider dauert es nur wenige Sekunden, bis ich unten ankommen.
Foto-Tipp Olympia-Gelände: Vom Dach des Olympia-Stadions können mit einem leichten Teleobjektiv die Tribünen fotografiert werden (Ein Fotoapparat kann auf die Dach-Tour mitgenommen werden. Das Handy muss in einer speziellen Hülle aufbewahrt werden, die vor Ort gekauft werden kann.). Auch vom Olympia-Turm hat man eine gute Aussicht. Die Besucherterrasse der Olympia-Schwimmhalle kann man kostenlos besuchen; Fotografieren ist erlaubt.
Zu Besuch im Pharao-Haus
Pharao-Haus in München – das klingt exotisch! Es ist zumindest ein ungewöhnlicher und architektonisch innovativer Bau. Der Name leitet sich von der Grundstruktur des Hauses ab: Durch die Terrassen an den Stirnseiten der drei Baukörper entsteht die Silhouette einer Pyramide. Das Gebäude in Oberföhring wurde 1974 nach einem Entwurf des Architekten Karl Helmut Bayer errichtet und beherbergt 400 Wohnungen. Besonders auffällig sind die Terrassen und Balkone, die alle Wohnungen haben. Außerdem sind die Fluchttreppen, die an den Terrassen entlangführen, schon von weitem sichtbar.
Ich bin mit dem Verwalter Jürgen Feisler verabredet, der mir das Haus zeigt. Herr Feisler ist (schon) Rentner und kann viele interessante Geschichten erzählen. Das Pharao-Haus ist sozusagen sein Lebenswerk. Denn nach der Fertigstellung des Gebäudes traten bald Bau- und Konstruktionsmängel auf, deren Beseitigung Jahrzehnte dauerte. Bei der Führung durch einige Wohnungen und beim Blick auf die Terrassen wird mir klar, wie komplex das Gebäude ist.
Der Eingangsbereich mit den farbigen Briefkästen und den Pharao-Motiven ist original erhalten. Bei meinem Besuch kann ich auch mit einigen Bewohner:innen sprechen, die teilweise schon seit über 40 Jahren in dem Haus wohnen. Sie erzählen von den guten und den weniger guten Zeiten im Haus (mit Wasserschäden und Sanierungen). Von einigen Wohnungen, die ich besuchen darf, hat man eine fantastische Sicht auf die Alpen. Ich frage mich, wie es wäre, in diesem Haus zu wohnen – mit einer riesigen Terrasse, Blick auf München und die Alpen, aber niedriger Deckenhöhe. Vorstellen kann ich es mir nicht so richtig.
Herr Feisler, der auch mal in diesem Haus gewohnt hat, ist nicht nur Hausverwalter, sondern auch Fotograf. Er besaß ein Fotolabor in München und war zudem Ralley-Fahrer. Aber das ist ein anderes Thema.
Foto-Tipp Pharao-Haus: Am Vormittag fällt die Sonne auf die Ostseite des Südflügels. Mit einem leichten Tele-Objektiv lassen sich die Balkone fotografieren. Wenn Sie die Anlage besichtigen, respektieren Sie bitte die Privatsphäre der Bewohner.
Die Pinakothek der Moderne
Die Pinakothek der Moderne wurde 2002 eröffnet. Der Entwurf stammt vom Architekten Stephan Braunfels. Ich habe schon oft zwei andere Bauwerke dieses Architekten fotografiert und auch gepostet: das Paul-Löbe-Haus und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus in Berlin, die etwa zur gleichen Zeit entstanden.
Das Gebäude ist aus Sichtbeton gefertigt. Im Inneren führen zwei große Treppenanlagen von der zweischaligen Rotunde als Zentrum des Baus zu den Sammlungen. Fotografisch ist das Museum äußerst interessant. Die präsentierten Objekte haben viel Raum, um ihre Wirkung zu entfalten. Es werden Design-Objekte gezeigt sowie moderne Kunst und Fotografie. Ein Aha-Erlebnis hatte ich bei der Ausstellung, die sich mit den Geräuschen elektrischer Geräte beschäftigt. Geräte wie ein Fön oder ein Rasierapparat machen Geräusche, die es zuvor nicht gab. Darüber hatte ich zuvor nicht nachgedacht. Die Pinakothek der Moderne ist auf jeden Fall mein kulturelles Highlight dieser München-Reise.
Foto-Tipp Pinakothek der Moderne: Am Abend bei schönem Wetter ist auf der Wiese vor der Pinakothek viel los. Am Morgen scheint die Sonne direkt auf die Fassade. Im Innenraum bieten sich viele Fotomöglichkeiten.
Überraschungen im Werksviertel Mitte
Vom Olympia-Turm sieht man nicht nur das Pharao-Haus, sondern auch ein Riesenrad. Das steht auf dem Gelände des Werksviertels Mitte am Münchner Ostbahnhof. Dort war einst Pfanni ansässig, ein für seine Kartoffelprodukte bekanntes Lebensmittelunternehmen. Das ehemalige Fabrikgelände war zwischenzeitlich eine Partylocation. Nun wird es seit einigen Jahren zu einem Ort umgewandelt, an dem Kultur und Arbeit zusammenkommen sollen. Neben Gebäuden, in denen sich Büros und Ateliers befinden, gibt es eine Konzerthalle, eine Bühne, Restaurants und Hotels. Und eben das Riesenrad. Das steht dort, wo ein neues Konzerthaus gebaut werden soll.
Nikolas Fricke führt mich über das Gelände. Er zeigt mir die Kompostieranlage, mit der die Küchenabfälle der ansässigen Restaurants verwertet werden. Das spart Verkehrswege und der so gewonnene Humus wird auf dem Gelände wieder eingesetzt. Herr Fricke führt mich auch auf das Dach eines Bürogebäudes, das nicht einfach abgerissen, sondern saniert wurde. Die Sanierung ist keineswegs die billigere Lösung im Vergleich zu Abriss oder Neubau, aber sie spart jede Menge CO2. Das Dach ist nicht nur begrünt, sondern – Achtung! – dort weiden auch Schafe. Und das mitten in München! Die Schafe scheinen sich in dieser Umgebung wohlzufühlen. Ein paar Hühner leisten ihnen Gesellschaft.
Ein anderes Dach ist ebenfalls begrünt, wird aber nicht weiter bewirtschaftet. Dort versucht Fricke Wildbienen anzusiedeln, die sonst oft durch Nutzbienen verdrängt werden. Ihm ist wichtig, dass Nachhaltigkeit ausgewogen ist. Einfach nur Bienen in der Stadt zu züchten, reicht ihm nicht. Für Besucher gibt es auch Führungen zu den Naturprojekten des Viertels.
Im Werksviertel ist übrigens jede Menge Street Art zu finden. Unter anderem von dem Münchner Künstler Lapiz.
Foto-Tipp Werksviertel Mitte: Das Werksviertel ist Privatgelände. Gewerbliche Fotogenehmigungen werden kurzfristig erteilt.
München hat selbstverständlich mehr zu bieten als Oktoberfest und Biergartenromantik. Meine Reise hat mich an Orte geführt, die vielleicht nicht zum Standard-Programm eines Touristen gehören. Fotografisch haben mich die für die Olympischen Spiele 1972 entstandenen Gebäude besonders inspiriert. Neue Orte der Kunst und Kultur sind ebenso sehenswert und machen neugierig. Und ich bin mir sicher, dass ich längst noch nicht alle spannenden Ecken von München gesehen habe.
Disclaimer: Der Besuch erfolgte im Rahmen einer Kooperation mit München Marketing. Der Text ist weder Bestandteil der Kooperation noch hat München Marketing redaktionellen Einfluss genommen.
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